Geschichte der Gruppe

Die multikulturelle Theatergruppe »die Fremden« wurde 1992 von der Wiener Theaterpädagogin und Regisseurin Dagmar Ransmayr gegründet.

Ziel war es zunächst, Menschen, die in Österreich ihre neue Heimat hatten, durch das Spiel eine erweiterte Form des Austausches und der Kommunikation zu geben.

Themen, die die SpielerInnen der Gruppe bewegten, wurden einander vorgespielt, diskutiert und schließlich auf die Bühne gebracht.
1993 entstand das erste abendfüllende Stück mit dem Titel »Die Fremden«. Nach diesem hat sich die Gruppe im Anschluss benannt.

»Die Fremden« entwickelten sich zu einem Pool von theaterschaffenden LaienspielerInnen mit migrantischem Hintergrund, denen die freie Theaterszene in Wien selten offen steht oder in der sich LaienspielerInnen mit geringen Deutschkenntnissen nicht wohl fühlen. In der Gruppe orientieren sich die DarstellerInnen nicht an einem auswendig gelernten Text, sondern agieren aus der Spontanität des Fühlens und Handelns. Darstellung und Improvisation sind allen SpielerInnen vertraute Komponenten: Bewegung, Tanz und Pantomime als internationale Sprachen.

Alle Stücke und Figuren werden in Gruppen- und Improvisationsarbeit entwickelt. Die Individualität und Besonderheit des Einzelnen bleibt im Ensemble erhalten, braucht sich nicht dem Produkt unterzuordnen, sondern im Gegenteil– bestimmt genau dieses.
Der Weg von der ersten Idee (meist begründet in persönlichen Erfahrungen und aktuellen politischen Situationen) hin zum fertigen Stück, das (in der kulturellen Vielfalt) Sich- Einigen auf einen immer neuen, veränderten Plot, Verlauf und eine neue Technik und Zugangsweise, ist ein sehr (zeit)intensiver Weg. Behutsam, Szene für Szene, Figur für Figur schält sich ein Stück aus der Fülle. Der Entwicklung, der Improvisation, dem Gespräch wird sehr viel Zeit geschenkt.

»Die Fremden« verstehen sich als politische Laientheatergruppe (die in ihrer Probenarbeit nach den Methoden des Theater der Unterdrückten arbeitet). Soziale Miss-Stände werden aufgegriffen und (in teilweise verfremdeter Form) auf der Bühne umgesetzt. »Die Fremden« wollen mit ihren Stücken ihrem Publikum die Welt als veränderbar »be-greifbar« machen. Unterdrückung und Unterdrückt-Werden sollen zum einen als zentrale Themen betrachtet aber auch hinterfragt werden.

Seit 1992 haben rund 70 Personen aus 39 Ländern in der Gruppe mitgewirkt, haben mitgestaltet, improvisiert.

Ein Puzzle verschiedener Theaterkulturen im Rahmen einer mitteleuropäischer Theatertradition und -landschaft. Eine Melange aus Sprachen, Akzenten, Erlebnissen, kulturellen Wurzeln und Tendenzen. Das implizite Thema Fremdheit ist wie der Name als roter Faden geblieben.

Preise und Nominierungen

2009 Die Fremden waren unter den 5 Nominierten für den Staatspreis für Erwachsenenbildung 2009, Kategorie Kreativität.

2009 und 2012 Gewinner des Amateurtheaterpreises der Theatertage am See/Friedrichshafen (D) mit „Das Tonnenkind“ und „Happy im Biss

2015 Preisträger des Förderpreises der Göppinger Theatertage (D) mit „Duft der Paradeiser

Publikationen

Dagmar Ransmayr: Ein Park zum Platzen. Humor macht politische Realitäten erträglich – 20 Jahre Theatergruppe „Die Fremden“,
in: Spiel & Bühne, 2/2012, Seite 16-18 [Artikel lesen…]

Dagmar Ransmayr: Ein Weg aus der Sprachlosigkeit. Innenansichten der Theatergruppe“Die Fremden“,
in: Schriften der Gesellschaft für Theater-Ethnologie, Band 2, „Theater. Begegnung. Integration?“, 
Frankfurt/ Main (IKO-Verlag), 2003, 342 Seiten, EUR 26,80 
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